Das Krankenhaus wurde vor etwa 80 Jahren von der Church Missionary Society gegründet und in den 30er Jahren auf die jetztige Ausdehnung erweitert. 1971 kam es unter staatliche Verwaltung, was ihm nicht besonders gut tat. 1991 gab es der Staat in einem desolaten Zustand wieder an die Kirche zurück, die seitdem wieder die alleinige Verantwortung hat, auch finanziell.
Bis zu diesem Zeitpunkt war die medizinische Grundversorgung für die Bevölkerung kostenlos. Seitdem der Staat das aber nicht mehr zahlen kann, müssen die Kranken selbst für die entstehenden Kosten aufkommen, was sie aber oft nicht können. Natürlich (?) wird aber kein Kranker wegen Geldmangel abgewiesen. Das Defizit trägt die Diözese Rift Valley.
Das Krankenhaus ist für etwa 110 Patienten eingerichtet (in besseren Zeiten konnten 170 Menschen versorgt werden), zur Zeit sind aber nur 34 eingewiesen. In bestimmten Jahreszeiten steigt diese Zahl steil an, denn die meisten Patienten werden dann wegen Malaria eingeliefert. Da diese Kranken oft erst gebracht werden, wenn es zu spät ist, verläuft die Krankheit meist tödlich.
Derzeit sind die meisten Patientinnen zur Entbindung gekommen. Die Geburt eines Kindes kostet umgerechnet 15 DM. Dieser Betrag wird von den Frauen mitgebracht. Wenn aber ein Kaiserschnitt notwendig wird, oder das Kind zusätzliche Untersuchungen oder Behandlungen braucht, können die Mütter das nicht mehr zahlen. Das Defizit trägt die Kirche.
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Junge Mutter |
Der Operationssaal |
Das Krankhenhaus ist nicht spezialisiert, sondern bietet alle Bereiche der medizinischen Versorgung an, sogar Zahnbehandlungen sind möglich, wobei sich das meist auf Ziehen beschränkt, denn der Chefarzt des Krankenhauses (eigentlich der einzige Arzt) ist kein Experte auf diesem Gebiet.
Wenn keine angemessene Behandlung möglich ist (z.B. bei Augenkrankheiten, Cholera oder Krebs) werden die Patienten mit einem der Autos nach Singida verlegt, das ist eine Fahrt von mehreren Stunden. Eigentlich müßten sie hierzu einen Kostenbeitrag zahlen, die meisten können das aber nicht.
Nebenbei erwähnt der Chefarzt, wo die Haupteinnahmequellen des Krankenhauses liegen: einige Milchkühe, die Maismühle, und das Gästehaus (in dem zur Zeit wir wohnen).
Auf uns wirken diese Erläuterungen wie ein Katastrophenbericht, aber der Doktor betont, daß er Gott dankbar sei, daß er trotz finanzieller Probleme immer noch medizinische Grundversorgung leisten kann.
Ziemlich bedrückt verlassen wir das Krankenhaus. Wird überhaupt noch jemand nach Kilimatinde ins Krankenhaus gehen, wenn unten in der Ebene der katholische Neubau fertig ist?
Krankenhäuser gibt es hier zwei auf engem Raum, aber Schwesternschulen gibt es nur sehr wenige in Tansania, und für die Schwesternschule ist es notwendig, daß die Schülerinnen im Krankenhaus praktisch ausgebildet werden.
Die Schule wurde 1965 gegründet und ist der Diözese direkt unterstellt. Im dreijährigen Krankenpflegekurs sind derzeit 100 Schülerinnen, im vierjährigen Hebammenkurs 20 Schülerinnen. (Wie gesagt: derzeit 34 Patienten). Außer der Schulleiterin Wilhelmina unterrichten noch zwei weitere Lehrer, die praktische Ausbildung erfolgt dann nebenan im Krankenhaus.
Die Prüfungen werden von staatlichen Stellen abgenommen, und die Schülerinnen schneiden für gewöhnlich ziemlich gut ab.
In einem der Unterrichtsräume sehen wir uns dann den Schülerinnen (und einigen männlichen Schülern) gegenüber. Ziemlich direkt werden wir gefragt, ob wir denn nicht einige von ihnen nach Deutschland einladen oder dort sogar Arbeit vermitteln könnten. Nein, das können wir nicht, und es tut uns leid, daß wir das nicht können. Aber wir können Sachgeschenke hier lassen, und wir können ein Mittel einsetzen, das in Tansania hoch im Kurs steht: wir können für die Schule und das Krankenhaus beten.
Die Überreichung der Geschenke erfolgt danach in einem anderen Raum. Gerade als die Getränke gereicht werden, flackert das Licht und erlischt: ein Kurzschluß hat den Generator lahm gelegt. Wir reagieren afrikanisch: wir stimmen "Der Mond ist aufgegangen" an. In Tansania kann immer gesungen werden. Gerade als Petroleumlampen gebracht werden, ist auch der Strom wieder da.
Wir haben einiges auszupacken, was wir in Deutschland an Sachspenden bekommen haben: Einweghandschuhe, Einwegspritzen, Verbandsmaterial und sogar Stethoskope, was den Chefarzt besonders freut, denn zur Zeit gibt es im Krankenhaus kein einziges funktionierendes Stethoskop.